Im alten Ägypten waren Katzen heilige Tiere, und wer es wagte, ihnen Schaden zuzufügen, bezahlte für sein Vergehen teuer.
In der altägyptischen Gesellschaft waren Katzen nicht nur beliebte Haustiere, sondern verkörperten göttliche Kräfte. Sie galten als Boten der Göttin Bastet, der Schutzpatronin des Hauses und der Fruchtbarkeit. Daher galt das Verletzen einer Katze (auch unbeabsichtigt) als Beleidigung einer Gottheit und konnte teuer zu stehen kommen, bis hin zum Verlust des Lebens.
Ein berühmter Fall wird von Diodorus Siculus, einem griechischen Historiker aus Sizilien, erzählt, der Ägypten in den ersten Jahren nach der Eroberung durch Rom besuchte. Diodorus berichtet, dass ein Mann versehentlich eine Katze bei der Arbeit tötete und als sich diese Nachricht verbreitete, eine wütende Menge Ägypter in sein Haus eindrang und ihn auf der Straße zu Tode prügelte, trotz der Versuche der Behörden, sie aufzuhalten.
Diodorus erwähnt keine konkreten Strafen oder Gesetze, aber der Ton seiner Aufzeichnungen bestätigt, dass die Verletzung einer Katze als Blasphemie galt. Das bedeutete, dass der Prozess nicht zivilrechtlicher, sondern religiöser Natur war und dass die Entscheidung über die Bestrafung von Priestern oder letztendlich vom Pharao getroffen wurde.
Ein jahrtausendealter Kult
Die Verehrung der Ägypter für Katzen ist so alt wie das Land selbst. In den frühen Dynastien wurden Katzen bereits als natürliche Verbündete im Kampf gegen Ratten und Schlangen sehr geschätzt. Ihre Anwesenheit schützte Getreidespeicher, Wohnhäuser und Tempel vor Schädlingen. Es wird angenommen, dass Ägypten einer der ersten Orte war, an denen Menschen diese unabhängigen Tiere als Haustiere und nicht nur als „nützliche” Tiere betrachteten.
Mit der Zeit wuchs diese Wertschätzung zu Verehrung. In vielen ägyptischen Häusern stand eine Figur der Bastet, der Katzengöttin und Beschützerin des Hauses, und Frauen trugen oft Amulette in Form einer Katze, um sich vor Krankheiten zu schützen und Fruchtbarkeit zu gewährleisten. Katzen galten als direkter Kanal zur göttlichen, heiligen Präsenz, die Segen ins Haus brachte. Die Verehrung war so groß, dass die Ägypter laut einigen Chronisten im Falle eines Brandes zuerst ihre Katzen retteten und erst dann ihre Diener.
Der beste Beweis für diese Verehrung ist ihre Präsenz im heiligen Bereich: Familien bezogen sie in ihre Rituale ein, balsamierten sie nach ihrem Tod und begruben sie manchmal sogar mit Geschenken. Es wurden ganze Nekropolen gefunden, die mumifizierten Katzen gewidmet waren, was das Ausmaß dieses Phänomens belegt. Wenn eine Katze eines natürlichen Todes starb, zupften ihre Besitzer sich die Augenbrauen als Zeichen der Trauer und veranstalteten Begräbniszeremonien wie für ein anderes Familienmitglied.
Diese Begeisterung hielt jedoch nicht ewig an. Mit der Ankunft der Perser und später der Römer verschwand der heilige Charakter der Katzen allmählich. Heute leben in Ägypten immer noch sehr viele Katzen, auch wenn sie nicht mehr einen göttlichen Status genießen. Dennoch ist etwas von dem alten Geheimnis geblieben, wenn Katzen durch ägyptische Städte streifen und Menschen aus Fenstern beobachten, als würden sie sich daran erinnern, dass sie einst Götter waren und dies noch nicht ganz vergessen haben.