Das antarktische Meereis schmilzt seit 2015. Im Jahr 2023 verringerte sich seine Fläche um rekordverdächtige 1,55 Millionen Quadratkilometer. Damals verschwand im Juli ein riesiger Eisbrocken, der von der Größe her mit Westeuropa vergleichbar war.
Laut der Zeitschrift PNAS haben Wissenschaftler nun eine unerwartete Ursache für diese drastischen Veränderungen entdeckt: den Anstieg des Salzgehalts der Gewässer rund um den Kontinent.
Dieses Phänomen ist paradox, da das Abschmelzen des Eises normalerweise zu einer Versalzung des Ozeans führt. Dies deutet auf eine tiefgreifende strukturelle Veränderung im Südlichen Ozean hin – nicht nur im Meereis, sondern auch in den Gewässern darunter.
Das Meereis an den Polen der Erde durchläuft jedes Jahr Zyklen des Schmelzens im Sommer und des Gefrierens im Winter und erreicht dabei saisonale Minima und Maxima. In der Antarktis fungiert dieses Eis als Schutzbarriere, die die Landgletscher des Kontinents vor dem Einfluss der sich erwärmenden Meeresgewässer schützt. Darüber hinaus reflektiert es einen Teil der Sonnenenergie zurück ins All und hält Kohlendioxid unter der Meeresoberfläche zurück.
Um die Ursache für diese Veränderungen zu verstehen, verwendeten die Wissenschaftler Bilder eines Satelliten der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), der die Bodenfeuchtigkeit und den Salzgehalt des Ozeans misst. Die Analyse der Daten war nur dank moderner Algorithmen möglich.
Nach der Auswertung der täglichen Daten von 2011 bis 2023 stellten die Forscher fest, dass ein unbekannter Prozess zu einem Anstieg des Salzgehalts führt. Eine der Hypothesen lautet, dass das in den tiefen Schichten des Ozeans befindliche Salz aufgrund von Veränderungen in der Wasserzirkulation oder durch atmosphärische Einflüsse an die Oberfläche steigt.